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4   Mit allen Sinnen

Gehe weiter...

...achtsam durch den Wald. Lege nun deinen Fokus auf alle fünf Sinne. Nimm alles wahr. Versuche alles mit Kinderaugen anzusehen und lerne wieder zu staunen wie ein Kind. Entdecke und erlebe alles was du siehst und hörst mit allen Sinnen, wie wenn du es das erste Mal erleben würdest (Anfängergeist).

sehen & staunen

Meistens laufen oder rennen wir achtlos durch unser Leben und sind permanent in irgendeiner Weise (über)entertaint und fremdbestimmt. Wir haben den Zugang zu uns selbst verloren und haben grosse Mühe mit uns allein zu sein. Die Natur nehmen wir kaum wahr. Unsere Gedanken bewegen sich um unsere täglichen Aufgaben, unsere Vergangenheit, oder bereits um unsere Zukunft. Wir wollen lernen die Gegenwart zu leben und wahrzunehmen. Was spielt sich im Hier und Jetzt ab. Was geschieht um uns herum, was fühlen wir und wie wichtig sind Menschen, mit denen wir den Moment teilen?
Kannst du es aushalten mit dir allein zu sein?
Schau dir deine Umgebung mit einem Panorama-Blick an. Lenke deinen Blick himmelwärts zu den Wolken und zu Baumkronen und senke ihn dann auf den Boden. Überall wo du etwas entdeckst, halte inne und schau es aus der Nähe an. Nimm die mitgebrachte Lupe zur Hand, um noch mehr Details zu sehen. Beobachte Licht und Schattenspiele der Blätter in den Bäumen - in Japan nennt man dies "Komorebi".

Lerne wieder zu staunen wie ein kleines Kind. Kindern bleibt dieses wunderbare Gefühl, währenddessen es den meisten Erwachsenen entrückt ist. Staunen ist die emotionale Reaktion auf etwas Unerwartetes und kann mit Verwunderung, Respekt und Hochachtung verbunden sein. Staunen kann zu einer Mischung aus innerer Erregung, Freude und Konzentriertheit führen und uns blitzschnell aus dem Alltagsbewusstsein herausreissen. Staunen weckt Neugier und wenn du neugierig bist, kannst du nicht gleichzeitig gestresst sein.

Eulen-Blick

Weite während des langsamen Gehens deinen Blick. Verbinde deine innere Sicht mit der äusseren Natur. Im Gegensatz zur Arbeit am Bildschirm oder Werkbank, erweitere deinen Blickwinkel von Kurzsicht auf Panoramablick. Lass deinen Blick schweifen und nimm bewusst alles wahr, was sich in deinem Blickfeld zeigt. Schaue nach links, nach rechts, nach oben und nach unten.

Spiegel-Sicht

Nimm einen Spiegel von ca. A6-Grösse und halte ihn so vor die Augen, dass du damit Baumkronen beobachten kannst. Dann kannst du den Spiegel auch vertikal an die Nase halten, damit du die Umgebung rechts und links spiegelverkehrt beobachten kannst. Dein Gleichgewichtssinn wird sich melden, da er jetzt alles verkehrt herum sieht und dir wird vielleicht etwas schwindlig.

Rahmen-Sicht

Nimm einen Passepartout-Rahmen A5 und wähle damit interessante Ausschnitte, welche du im Detail ansehen willst. Das können Baumrinden, Wurzeln und Bodenausschnitte, Blumen oder Insekten sein. Du wirst nicht mehr abgelenkt durch eine zu grosse Umgebung und bleibst auf den Rahmenausschnitt fokussiert. Hast du keinen Rahmen, kannst du auch mit Finger-Spannen ein Viereck markieren.

Lupen-Sicht

Vertiefe das ganze jetzt noch mit einer Lupe, wo du den Fokus noch mehr eingrenzen und noch mehr Details erkennen kannst. In dieser Übung vergisst du deine Umgebung gänzlich und bist vollkommen auf den gewählten Makro-Kosmos fokussiert.

hören & lauschen

Lege deinen Fokus auf das, was du hören kannst und nimm jedes noch so leise Geräusch bewusst wahr. Das können Vogelgezwitscher sein, knirschendes Kies unter deinen Füssen, das Geplätscher eines nahen Gewässers oder Blätterrauschen sowie auch die Geräusche von Verkehrslärm, Flugzeugen oder Baumaschinen. Auch diese Geräusche gehören zum Leben. Versuche fünf Geräusche bewusst wahrzunehmen und zu benennen.

riechen

Erweitere nun deine Wahrnehmung auf das Riechen von Gegenständen, welche du betrachtest. Riechen sie angenehm oder eher unangenehm? Nach was riecht es? Schliesse dazu auch die Augen. Rieche auch den Wald als Ganzes, oder sind da noch andere Gerüche wahrnehmbar? Du kannst auch ein Blatt von einem Baum oder Gebüsch nehmen und es zwischen den Fingern zerreiben - rieche daran. Nimm eine Handvoll Erde oder feuchtes Moos vom Boden und rieche daran.

fühlen

Versuche nun verschiedene Gegenstände und Pflanzen, welche du auf dem Boden findest, mit dem Tastsinn zu erfühlen. Beschreibe die Gegenstände detailgenau. Versuche die Gegenstände auch mit geschlossenen Augen zu erkennen und sie laut zu beschreiben.

schmecken

Traue dich auch mal an etwas zu lecken oder zu knabbern. Vermeide dabei unbekannte Pilze oder Pflanzen. Nadeln von Eiben haben unbekömmliche Substanzen und die solltest du nicht kosten. An einem Fichten-Schössling darfst du ruhig mal herumknabbern, oder auch mal probieren, wie ein Stück Rinde schmeckt. Buchen- oder Haselnüsse sowie Brombeeren, Walderdbeeren und Himbeeren sind auch schmackhaft.

Fühlkreis

In einer Gruppe stellen sich die Menschen im Kreis auf. Jeder hat einen kleineren Gegenstand gesammelt und zeigt ihn niemandem. Mit geschlossenen Augen gibt jeder seinen Gegenstand nach links weiter und streckt die rechte Hand aus, um den Gegenstand seines Nachbarn zur Rechten zu empfangen. Alles läuft ohne Worte ab. Gib den Gegenstand nach links weiter, erst wenn du ihn erkundet hast, auch wenn du ihn sofort erkennen solltest. Die Übung endet, wenn man seinen Gegenstand wieder in den Händen hält. Vielleicht musst du einige Zeit warten, bis dein Nachbar rechts seinen Gegenstand weitergeben will. Anschliessend Reflektion und gegenseitiger Austausch. Alternativ kann der Gruppenleiter Gegenstände verteilen, welche niemand sehen darf - nur erfühlen.

Mandarine erkunden

Nimm ein Mandarine oder eine andere Frucht mit, wie bspw. Rosinen oder Erdnüsse. Erkunde und beschreibe die gewählte Frucht nun mit allen Sinnen und in allen Einzelheiten. Das geht einzeln und in Gruppen, wo jeder in der Gruppe seine Wahrnehmung mitteilt. Das beginnt mit der Vorstellung, dass das Produkt irgendwo durch irgend jemanden gesät und später geerntet wurde. Versuche, dir alle einzelnen Schritte von der Erzeugung des Produkts, bis du es schlussendlich zu Hause hast, vorzustellen. Nun beschreibe das Aussehen, die Textur, die Farbe und den Geruch.
 

Beispiel Mandarine: Schäle sie, wenn möglich blind und versuche dabei, die Schale in einem Stück abzuschälen. Beschreibe dann detailliert, was du jetzt in den Händen hältst. Dann löse einzelne Schnitze und beschreibe wieder deine Wahrnehmung mit allen Sinnen. Erst ganz am Schluss legst du einen Schnitz auf deine Zunge und erfühlst mit der Zunge, was du spürst und beschreibe das wiederum detailliert. Dann mal ein vorsichtiger Biss, so dass du den Saft auf deiner Zunge geschmacklich wahrnehmen kannst. Beschreibe deine Empfindungen erneut. Jetzt hast du es verdient, die ganze Mandarine achtsam, und im Bewusstsein und einer Wertschätzung gegenüber dem Produkt, seinem Werdegang und seines Geschmacks zu geniessen.

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